Briefmarken-Handbuch
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Bogeneinheiten
Die überwiegend gesammelten Briefmarken, sei es gestempelt oder postfrisch, sind Einzelmarken, rand-, oft gesichts- und meistens wertlos.
Das liegt einmal am portogenauen Ver- bzw. Gebrauch im (schlecht) gestempelten Bereich, aber auch, und das ist besonders ärgerlich, daran, daß eine große Anzahl Sammler immer noch Vordruckalben benutzt, die nur die Sammlung von Einzelmarken vorsieht (vorschreibt!). Randmarken, Paare, größere Einheiten, Eckränder kommen dort einfach nicht vor. Ebenso wenig können dort, neben einer Normalmarke, Marken mit Plattenfehler, anderer Fluoreszenz, Wasserzeichen oder gar Rollenmarken untergebracht werden. Mehrfach gesagt, immer wieder gerne wiederholt: nicht empfehlenswert.
Bei vielen Freimarkenserien, die es als Bogen- und auch als Rollenmarken gab, erfolgt der Nachweis der Bogenvariante durch waagerechte Paare oder Randmarken, während die Rollenmarken durch die rückseitigen Nummern belegt werden. Diese beiden Varianten haben völlig unterschiedliche Auflagen. Bei einigen Rollenmarkenserien konnte ich für den jeweiligen "Bogenmarken-Anteil" um die 3 Mio. Stück errechnen. Das ist eine wohl für die meisten Bogenmarken dieser Serien in etwa zutreffende und sicher nicht niedrige Auflage.
Ein weiterer Einflußfaktor im Verkauf ist, neben der Absicht der Post, für die Briefmarkensammler mit der Bogenvariante einwandfreie Marken liefern zu wollen (die Zähnung von Rollenmarken war und ist seitlich oft geschädigt, was aber nur bedingt ein Qualitätskriterium darstellt), daß Rollenmarken am Schalter viel schneller aus "Rollenmarkengebern" gezogen oder zusätzlich aus Automaten bezogen wurden, während Bogenmarken erst zeitraubend aus Bögen herausgetrennt werden mußten.
Aus alledem ist glaube ich zu erkennen, daß jede der unterschiedlichen Varianten sammlerisch ein mehr als berechtigtes Dasein und viele Möglichkeiten in sich birgt. Die Kataloge konzentrieren sich natürlich, aber auch nicht immer auf die Erfassung der Einzelmarken- und der Bogenvarianten. So wird zum Beispiel ein bedarfsgestempelter (nicht zentrisch, der ist weit teurer) Satz Einzelmarken der "Bedeutenden Deutschen" (Bogen- und Rollenmarken-Serie) von Berlin mit € 30,-- (viel zu hoch) bewertet, während der gleiche komplette, gestempelte Satz waagrechter Paare bei € 650,-- liegt.
Mit dem gedankenlosen "Gehorsam", mit dem die Briefmarkensammler dem Michel folgen, der nur bei (nicht allen!) Freimarkensätzen solche Bewertungen anbietet, liegt man natürlich, wie auch bei den Zusammendrucken, die nur als Standardzusammendrucke berücksichtigt werden, schlicht daneben.
Begeisterte und damit ernsthafte Briefmarkensammler suchen das Außergewöhnliche, nach Möglichkeit Seltene, das natürlich bei "Einzelmarken", sieht man von Druckfehlern, unterschiedlichen Wasserzeichen, Gummierungen, Fluoreszenzen und zentrischen Stempeln ab, kaum zu finden ist.
Der Nachweis von Bogenmarken bei diesen gemischten Bogen- und Rollenmarken-Dauerserien ist jedoch nur eine Variante. Einheiten aller anderen Ausgaben, gleichgültig in welchen Varianten, sind, ähnlich wie bei Marken mit Bogenrand oder als Eckränder, natürlich immer die seltenere, also besonders sammelnswerte Variante. Bei den top-, also zentrisch gestempelten Varianten, wird das noch viel markanter. Wie oft werden z.B. gestempelte Paare oder 4er-Blocks von Zuschlags- oder Sondermarken so angeboten? Für mich sind das wahre Bonbons.
Schauen Sie sich bei den Sammlern oder im Michel-Spezial einfach mal die Posthornmarken als zentrisch gestempelte (auch senkrechte!) Paare oder Viererblocks an: die sind so gut wie nicht zu finden, fast unbezahlbar und doch, zentrisch gestempelt, weit unterbewertet. Die Berliner Frauen-Serie, als "modernes" Beispiel, ist auch keine "Rollenmarken-Serie" gewesen, trotzdem wird man sie in gestempelten Eckrändern, Paaren oder sonstigen Einheiten, zumal bei kleinen Berliner Postämter zentrisch abgestempelt ebenfalls kaum finden - und die führt der Michel auch nicht auf.
Und bei den Sonder- und Zuschlagsmarken sieht es keinen Deut anders aus, auch nicht bei Bund, DDR, Saarland und wo sonst noch.
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, besonders auch darüber, daß alles, was selten ist und sich großer oder gar größter Nachfrage erfreut, zumindest wertvoller ist.