Briefmarken-Handbuch
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Briefesammeln
Das Briefesammeln wird schlechthin als Königsdisziplin des Briefmarkensammelns bezeichnet.
Einige Anhänger dieser Disziplin machen den Eindruck, dies wörtlich zu nehmen: sie erscheinen abgehoben, distanziert und gar nicht königlich.
Aber, es stimmt schon, es ist wirklich etwas Besonderes, oft faszinierend. So ein Brief "erzählt" Geschichten und Geschichte, also weit mehr, als es eine postfrische oder eine gestempelte Briefmarke kann.
Man kann sich natürlich ausschließlich darauf konzentrieren, es ist ein tolles Sammelgebiet, aber man muß es nicht. Für mich z.B ist es eine wunderbare Ergänzung meiner (und jeder) Art zu sammeln. Man stelle sich in einem Steckalbum einen wunderbar zentrisch gestempelten Satz vor, die eine oder andere Einheit davon, Randstücke mit Druckvermerken, ein Fehldruck - und dazwischen einen wunderschönen Brief. Spaß pur!
Aber, jeder nach seiner Facon.
Aber auch hier gelten natürlich, wie in allen Bereichen der Philatelie, höchste Qualitätsansprüche. Neben der oder den Briefmarke(n), die einwandfrei und möglichst schön bedarfsgestempelt sein sollte(n), gilt ein möglichst unversehrter Briefumschlag als selbstverständlich. Selbstklebende Briefumschläge sind nicht so beliebt, da sich diese Verklebung irgendwann löst. Einmal geht dadurch oft der "Absender" verloren, außerdem hinterläßt der Kleber meistens häßliche Spuren.
Eine genereller Grundanspruch ist die Portorichtigkeit. Ein Brief, der 55 Eurocent kostet, darf nicht mit 60 Eurocent frankiert sein. Es gibt sehr hilfreiche Handbücher für die Postgebühren, in denen die gesamte Entwicklung, also ab Beginn, nachgelesen werden kann.
Weiterhin muß ein Brief auch tatsächlich gelaufen sein, wobei Kodierungsstriche, Ankunftsstempel, bestimmte Gebrauchsspuren oder auch postalische Vermerke als Nachweis gelten. Ein mit einem Block freigemachter Brief, bei dem der Stempel nicht auf den Umschlag übergeht, ist demnach auch kein nachweislich echt gelaufener.
Unterschieden wird nach Einzelfrankatur (EF), Mehrfachfrankatur (MeF) und Mischfrankatur (MiF). Innerhalb der letzten Gruppe gibt es auch noch die Bunt- und Satzfrankatur.
Die Einzelfrankatur erklärt sich von selbst: eine Briefmarkemarke. Das ist meistens Standardporto und deshalb im Regelfall sehr häufig. Zu allen Zeiten gab es jedoch auch hier seltene und damit sammlerisch wertvolle Portostufen.
Die Mehrfachfrankatur besteht aus zwei oder mehr gleichen Briefmarken und ist die wohl gesuchteste Art. Geht man z.B. vom 2010-er Porto aus, dann könnten dies bei einem Großbrief, der € 2,20 kostet, 4 gleiche Marken á € -,55 oder bei einem Einschreiben zu € 2,60 vier gleiche Marken á € -,65 sein. Auch die Marken zu 45 Eurocent lassen sich gut für einen Doppelbrief zu € -,90 nutzen.
Die Mischfrankatur besteht aus den verschiedensten Briefmarken. Wenn die Mischfrankatur aus einem Satz besteht, nennt man ihn Satzbrief, besteht das Porto aus verschiedenen Werten einer Serie, z.B. der Blumenserie, spricht man von einer Buntfrankatur.
Es gibt gute und auch teure Mischfrankaturen, meistens jedoch setzt sich der Wert solcher Briefe aus dem besten Wert mit "Briefbewertung" und der Addition der Einzelwerte mit ihrem Einzel-Katalogwert zusammen.
Gerade an solchen Briefen ist natürlich häufig die Phantasie der "Macher" zu erkennen. Demnach sind hierfür nur schwer Interessenten zu finden.
Eine Besonderheit ist jedoch, zumindest manchmal, auch bei diesen Briefen zu beobachten: die verwendeten Marken sind bedarfsgestempelt und, da sie vom Sammler oft einzeln in größerem Abstand zueinander auf den Umschlag geklebt wurden, häufig auch zentrisch vollgestempelte und damit ideale Sammelmarken.
Der informierte Sammler weiß, bei jeder Art des Sammelns bestimmen Angebot und Nachfrage den Wert, also auch beim Briefesammeln. Unumstößlich.
Und da wären wir auch wieder bei den Katalogen. Wenig hilfreich, werden dort meistens nur "Standardbewertungen", also die für EF, MeF und MiF aufgeführt - fertig. Das ist prinzipiell unsinnig, kann man doch einzelne Marken für die unterschiedlichen Mehrfachfrankaturen verwenden.
Auch erscheinen mir viele Bewertungen oft unbegreiflich gegensätzlich. Und man fragt sich dann verwundert, warum Standardware oft übertrieben hoch, offensichtlich seltene Porti hingegen klar unterbewertet sind. Liegt es vielleicht daran, daß der Handel so Standardware teuer verkaufen kann, während er an seltene sehr günstig herankommt, die dann auf Auktionen, wo sie ohnehin anderen Gesetzen unterliegt, hohe Zuschläge erzielt? Eine andere Erklärung kann es kaum geben. Ärgerlich, wenn man erkennt, daß dies gegen die Sammler gerichtet ist
In dieser, wie auch in informierender Hinsicht haben die heutigen Kataloge also grundlegende Defizite und sind damit wenig nutzerfreundlich.
Es gab einmal in einer Briefmarkenzeitung eine Serie zum Thema Briefesammeln, die, hochspezialisiert, auch auf Einzelbelege oder die mögliche Verwendung der Einzelwerte einer Serie einging. Der Verfasser lebte dabei jedoch "nur" seine eigene Profession aus, ohne dem interessierten Sammler, vielleicht gar dem "Anfänger", irgendwelches Wissen zu vermitteln. Grundsätzliches zum Thema "Briefesammeln" zu schreiben wurde auf Nachfrage zwar für notwendig gehalten, jedoch nie realisiert. Kein Wunder, das läge ja im Interesse der Sammler.
Ich kann jedem nur raten, diesen Bereich einfach "mitlaufen zu lassen". Er macht Spaß, hat Zukunft und vermittelt Wissen.