Briefmarken-Handbuch
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Fälschungen
Wer Briefmarken sammelt, wird, wenn er sich "besseren" Marken zuwendet, unweigerlich mit dem Thema "Betrug" konfrontiert. Echt oder falsch gestempelt, postfrisch oder manipuliert, einwandfrei oder beschädigt sind Punkte, die eine Marke sammelnswert oder zu Abfall machen. Als Zwischenbemerkung zur Qualität ist zu sagen, daß es nur Sammelnswertes und nicht Sammelnswertes gibt - nichts dazwischen. Das nicht Sammelnswerte kann man überall als Sonderangebot kaufen, jedoch nie mehr verkaufen!
Es ist einfach nur ärgerlich, wenn man glaubt, ein schönes Stück für seine Sammlung gefunden zu haben und einen angemessenen Preis dafür bezahlt hat, das sich im Nachhinein als manipuliert und folglich absolut wertlos erweist.
Um es vorweg zu nehmen, ausschließen kann man das nie. Aber man kann sich wappnen, kann Erfahrungen anderer nutzen, sich informieren - und vor allen Dingen aus eigenen "Fehlern" lernen, um dann mit den eigenen Erfahrungen Fehler zu vermeiden.
Der beste Schutz, aber auch kein 100%iger, ist der, nur geprüfte Ware zu kaufen. Dabei sollte man sich einen Mindestprüfwert setzen, der jedoch teilweise auch schon durch die Prüfer vorgegeben wird. Wollte jeder Sammler jede Marken prüfen lassen, wäre das für z.B. die drei Prüfer für Bund und Berlin gar nicht machbar. Also sagen die Prüfer schon, daß sie Marken mit einem Katalogwert unter € 25,-- oder € 30,-- gar nicht erst prüfen - wobei diese Schwelle bei größerer Inanspruchnahme weiter ansteigen oder bei schwächerer Inanspruchnahme auch fallen könnte.
Ich kaufe, wenn möglich, solche Marken schon geprüft, wenn nicht, lasse ich sie, wenn die Werte die genannte Schwelle überschreiten, aber auf jeden Fall umgehend prüfen. Das kostet Geld, schützt mich jedoch vor Betrug, bringt Sicherheit und vermeidet vor allem Schwierigkeiten beim Verkauf oder Tausch, also ein echter Wertgewinn für meine Sammlung. Ein potentieller Interessent kann sich somit bei einer tiefstgeprüften Marke ganz auf die ihm wichtigen Qualitäten, z.B. Stempel oder Randzudrucke, konzentrieren.
Während es bei ungestempelten, möglichst postfrischen Marken keine Probleme für den Prüfer gibt, diese zu prüfen, liegen die Ansprüche bei gestempelten Briefmarken etwas höher. Ist der Ort und das Datum der Abstempelung nicht eindeutig erkennbar, kann der Prüfer nicht bestätigen, ob der Stempel z.B. zeitgerecht abgeschlagen wurde. Und es dürfte jedem Sammler klar sein, daß nach dem Ungültigwerden abgestempelte Marken manipuliert und somit wertlos sind. Der Prüfer gibt solche Marken mit dem gesonderten Hinweis "Stempel nicht prüfbar" ungeprüft zurück.
Nicht nur der Stempel, nein, auch der Berlin-Aufdruck ist falsch!
Wobei ich das schade finde. Ja, ich halte es sogar für absolut notwendig, daß solche "nicht prüfbaren" Marken vom Prüfer auch als "nicht prüfbar" gekennzeichnet und ruhig auch mit einer Gebühr belegt werden. Dies könnte doch allmählich den "Schrott" aus dem Markt nehmen, weil jeder ernsthafte Sammler kapieren würde, daß er solche Marken erst gar nicht einzureichen braucht - und den Sammlern würde das sehr viel mehr Sicherheit bringen. Ich würde gerne wissen, wie oft solche nicht gekennzeichneten Marken immer wieder beim Prüfer landen.
Wobei gerade in diesem Zusammenhang die Bewertung "wertlos" besprochen werden kann. Natürlich werden von, ich sage mal, "unbedarften", "unerfahrenen" oder auch "sorglosen" Sammlern für manipulierte Marken oft "normale" Preise bezahlt. Sie sind damit in dem Glauben, ein "wertvolles" und damit mutmaßlich wiederverkäufliches Stück erworben zu haben. Mitnichten - kein erfahrener Sammler wird eine Sammlung solcher Marken "blauäugig", gar ungeprüft erwerben wollen. Also wird man auf solchen Sammlungen sitzen bleiben. Der Verlust liegt dann schon mal bei 100 % - ist er geringer, hat es wieder einen "Dummen" erwischt.
Für das Prüfbare und oft als nicht "echt" (in vielfachem Sinne) geprüfte (im Gegensatz zum soeben beschriebenen "nicht Prüffähigem") muß man sich Erfahrungen aneignen, wissen, was es gibt, wissen, worauf es ankommt. Plumpe Fehler sind, wenn man, was man immer sein sollte, kritisch aufmerksam ist, leicht zu erkennen (z.B. Markenheftchen mit aufgemaltem Zählbalken!!!), raffinierte jedoch nur mit viel Wissen - oder gar nicht. Ich habe mir zu eigen gemacht, daß ich, wenn ich bei einem Kaufvorhaben ein nicht so gutes Bauchgefühl habe, die Finger einfach davon lasse - auch wenn der Kopf was anderes sagt. Ich bin damit, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr gut gefahren.
Ich sammelte und sammle natürlich auch weiterhin meine eigenen negativen Erfahrungen - und die möchte ich, wie auch schon geschehen, abbilden. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sammelfreunde mir interessante Bilder oder Erfahrungen zu diesem Thema per e-Mail und anhängendem Scan zur Verfügung stellen könnten, damit noch mehr Beispiele abgebildet oder beschrieben werden können.
Nachgezähnt, was man an tieferliegenden Zähnungslöchern leicht erkennen kann.
Nicht als "geprüft" gekennzeichnet werden nachgezähnte oder reparierte Briefmarken, weil die ja im Grunde genommen auch nicht falsch sind. Hier ist häufig zu beobachten, daß um "kurze" oder "fehlende" Zähne herum die Perforationslöcher einfach "vertieft" werden, so daß bei flüchtigem anschauen eine schöne Zähnung erscheint. Vorsicht! Es passiert auch, daß eine komplette Zähnungsreihe "erneuert" wird - wodurch die Marke jedoch logischerweise kleiner wird. Ein Vergleichsstück dagegen zu halten bringt hier Sicherheit.
Und ich stelle auch hier wieder die Frage, warum keine Kennzeichnung erfolgt? Ich bin mir sicher, daß der, der eine nachgezähnte Marke vom Prüfer zurück bekommt, diese umgehend an den nächsten Interessenten ohne Hinweis weiter "verhökert" - und irgendwann landet sie wieder beim Prüfer und wieder und wieder .....
Geflickte Risse, Abschürfungen oder Löcher sind hie und da mit dem bloßen Auge erkennbar, sind sie "besser" manipuliert, hilft u.U. eine Prüflampe, die das falsche "Material" sichtbar macht.
Was besonders schlimm ist, man weiß, wer diese Manipulationen begeht - und läßt diese "Firmen" in den sogenannten Briefmarkenzeitschriften (die in Wirklichkeit Organe des Briefmarkenhandels sind) ihr fieses "Handwerk" auch noch bewerben. Schämt euch - aber es trifft ja letztendlich "nur" die Sammler. Und dadurch, daß solche Marken nicht gekennzeichnet werden, unterstützt man diese Manipulateure auch noch.
Gerade lese ich in der DBZ, ja, die wirbt für das Manipulieren von Briefmarken, daß der Erfinder der KORRIPHILA-Zähnungskorrektur-Geräte diese Geräte vor 45 Jahren erfunden hat. Und ich stelle mir vor, was in diesen 45 Jahren alles manipuliert wurde - und sich in unglaublich vielen Sammlungen als im Grunde wertloser Schrott befindet!
Stempel falsch - und nicht einfach erkennbar!
Für den Sammler Berliner Briefmarken, aber nicht nur, sind die Stempel ein ganz besonderes Problem. Man hat manchmal das Gefühl, zumindest bei den gut bis sehr gut gestempelten, als seien mehr gefälschte als echt gestempelte Briefmarken im Umlauf. Natürlich betrifft dies in erster Linie die "wertvolleren" Marken, das dann aber quer durch alle Sammelgebiete. Ich war überrascht, daß ich sogar für mich echt aussehende Stempel bei den "Frauen" und "Sehenswürdigkeiten" von Berlin als "Stempel falsch" vom Prüfer zurück bekam.
Schöne Stempel - aber auch alle falsch!
Wer geprüfte Marken kauft oder Marken regelmäßig prüfen läßt, wird feststellen, daß die Prüfzeichen nicht immer an den gleichen Stellen angebracht werden. Das hängt einmal mit dem Prüfobjekt als solches zusammen, das heißt, ob die Marken gezähnt oder geschnitten, postfrisch oder gestempelt sind, darüber hinaus aber auch mit bestimmten Qualitäten. Alle Fragen, auch die, wo bei welchen Marken die Prüfzeichen angebracht werden, kann man im Internet unter "bpp.de" und dort unter "Prüfordnung" der Prüfer nachlesen.
Worauf ich aber auf jeden Fall eingehen möchte, ist die unterschiedliche Anbringung der Prüfzeichen bei gleichen Objekten. Man liest immer wieder Angebote mit dem Hinweis "tiefstgeprüft". Schaut man sich die Marke dann an, stellt man häufig fest, daß dies nicht so ist. "Tiefstgeprüft" bedeutet, daß das Prüfzeichen am äußersten Rand, also direkt an der Zähnung oder am Rand angebracht ist. Je weiter das Prüfzeichen von dort entfernt angebracht ist, um so größer ist ein Makel, den diese Marke hat. Das können kurze bis fehlende Zähne sein, aber auch andere Fehler.
Ich selbst sammle nur wirklich tiefstgeprüfte Marken, konzentriere mich also nur auf allerbeste Qualität - und die setzt für mich außerdem den möglichst zentrisch gesetzten Vollstempel voraus. Dieser zentrische Vollstempel ist jedoch nur in seiner Echtheit und seinem zeitgemäßen Abschlag Gegenstand einer Prüfung, seine, ich sage mal "Schönheit", findet im Prüfzeichen keinen Niederschlag, also Bewertung.
Was da für Probleme auftauchen können, erfuhr ich dieser Tage wieder einmal von einem Sammler. Er hatte eine komplette, postfrische und ungeprüfte Sammlung von Berlin im Internet ersteigert und fragte den Auktionator, ob der die Marken prüfen lassen könne. Der lehnte ab, meinte, daß dies Sache des Käufers sei. Jetzt muß man sich vorstellen, wie das vonstatten gehen soll. Die Sammlung hat einen Gesamtpreis plus Aufschlag. Werden nun eine oder mehrere Marken "falsch geprüft", erhebt sich die Frage, wenn man überhaupt jemand findet, der die Verantwortung dafür übernimmt, wie diese Marken im Verhältnis zum Gesamtpreis zu bewerten sind und ob man nur diese Marken zurückgeben kann oder das gesamte Objekt oder überhaupt eine Reklamation "zulässig" ist. Wenn man sich in diesen Fall weiter hineindenkt, erkennt man erst so richtig die Probleme, die da auftauchen können. Und wenn ich meine Erfahrungen ansetze, graust es mich.
Eine dieser Erfahrungen ist die, daß wenn ich größere "Lots", also auch Sammlungen, kaufte, was ich schon lange nicht mehr mache, eine Unmenge "Schrott" erhalte. Schrott, den man sofort vernichten sollte, weil er für und von wissenden, von informierten Philatelisten nicht verkäuflich, nicht vertauschbar, nicht kauffähig ist. Aber, wer vernichtet diesen Schrott? Kaum einer. Nein, der wandert irgendwo fein säuberlich sortiert in überquellenden Tauschalben, die, nachdem die Katalogpreise ein Vermögen vortäuschen - gehätschelt werden, obwohl sie in Wirklichkeit wertlos und unverkäuflich sind. Das ärgert den Sammler spätestens bei einem Verkaufsversuch - oder aber die Erben. Dahinter kann jedoch System stehen.
Ein anderes Beispiel ist frappierend. Unser hiesiger Briefmarkenhändler, mit winziger Lokalität, kauft Riesenposten oder Sammlungen, keine Ahnung, und stellt damit das Geschäft quasi zu. Dann werden die Sammlungen durchforstet, das gute Material rausgenommen und über einen Katalog angeboten. Der überwältigende Rest, der nur Schrott ist, wird wieder als "Sonderangebot", zu "Spuckepreisen" oder "Spottbillig" in den Kreislauf der Kleinsammler gebracht.
Wehren kann man sich dagegen ganz leicht: man weiß als Sammler, daß nur geprüftes wirklich sammelfähig ist und kennt darüber hinaus die Qualitätskriterien, die die eigene Sammlung wirklich optimieren - und den Anspruch muß man sich gnadenlos erfüllen.
Einsprüche? Sicher nicht gegen die Prüfung der Briefmarken. Bedenken werden jedoch hie und da gegen eine "Verunstaltung" der Rückseite einer Briefmarke durch das Prüfzeichen geäußert. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, sehe jedoch keine andere praktikable Lösung. Die Flut der Täuschungen, der Fälschungen und sonstiger Manipulationen ist derart groß, daß sie heute den Briefmarkenmarkt zu ersticken, also zu vernichten droht.
Dieses kleine Prüfzeichen, das im Grunde von allen Sammler anerkannt ist, ist die einzige Sicherheit, nicht über den Tisch gezogen zu werden - und gehört einfach dazu.
Da waren und sind ganz andere Fehlleistungen der Philatelie zu betrauern, die, immer zu ihrer Zeit, den Sammlermarkt negativ beeinflußten.
Ich denke da an die unseligen Briefmarkenfalze. Das hat die postfrischen Marken zerstört, sie sind nicht mehr sammelbar. Der Handel verkauft sie natürlich trotzdem gerne und .... (siehe weiter unten)
Oder die Vordruckalben, die sammlerischen Einheitsbrei schaffen, jeglichen Individualismus und sammlerisches Vergnügen zerstören.
Besonders aber diese Neigung, vor allem des Handels (und viele Sammler passen sich dieser unlauteren Methode an), beim Kauf verzweifelt Mängel zu suchen und aufzubauschen, die Briefmarken "wertlos" zu reden, um möglichst nichts zahlen zu müssen - und gleichzeitig beim Verkauf auch gröbste Fehler zu verharmlosen und möglichst gewinnbringend an unwissende und gutgläubige Sammler zu verhökern.
Und nicht zuletzt die völlig daneben liegenden Katalogpreise, die nicht der Bewertung einer Sammlung dienen, sondern zu möglichst hohen Erträgen des Handels führen sollen - und dabei den Briefmarkentausch faktisch unmöglich machen.