Briefmarken-Handbuch
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Rollenmarken
Rollenmarken können ein komplett eigenständiges Sammelthema sein.
Eine ungeheure Vielfalt in den Ausgabevarianten macht es zu einem interessanten, abwechslungsreichen und spannenden Sammelgebiet.
Im Rahmen von Rationalisierungsbemühungen fiel auf, daß der Schalterverkauf von Briefmarken sehr zeitaufwendig war: aus einem Vorratsbuch mußten die Marken aus Bögen mit einigem Aufwand herausgetrennt werden.
Um die Schalterabläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen, wurden mit den zwischenzeitlichen technischen Möglichkeiten des Endlosdrucks Marken in Rollenform von 100 bis 10.000 Stück produziert.
Eine Folge dieser Druckart war, daß durch die Spannung bei der Zähnung der Marken das Papier "aus dem Ruder zu laufen" drohte. Die Zähnung lief, wenn man dem nicht entgegen steuerte, also ganz allmählich in das Markenbild. Um das zu vermeiden setzte die Zähnungsmaschine automatisch breite oder spitze Ausgleichszähne. "Große" durch einen breiten bis sehr breiten Ausgleichszahn und "kleine" Marken durch spitze bis fast verschwundene Ausgleichszähne sind demnach bei Rollenmarken der Normalfall. Sie werden als senkrechte Paare, möglichst mit Rollennummer und dem Ausgleichszahn in der Mitte gesammelt.
Nun standen auf kleinstem Raum größere und größte Mengen an Marken in den Schalterwertzeichengebern zur Verfügung, die zudem schnell und problemlos in jeder gewünschten Menge zu "ziehen" sind.
Da die Schaltermitarbeiter morgens einen Schalter mit einem geprüften Bestand übernehmen und bei Übergabe abrechnen müssen, ist es notwendig, den genauen Wertzeichenendbestand unproblematisch und schnell ablesen zu können. Jetzt erkennt man auch den Sinn der rückseitigen Numerierung auf jeder 5. Marke. Beginnend mit der auf dem Rollenverschluß (Banderole genannt und gesammelt, ergänzt sie die RA und RE hervorragend) genannten Rollengröße, angenommen 300 Stück, also der Nummer 300 (Rollenanfänge = RA werden als Einzelmarke, 5er-, 6er- oder 11er-Streifen gesammelt) endet diese immer mit der Nummer 5 (Rollenende = RA) auf der fünftletzten Marke.
Logisch, daß diese Markenrollen auch besonders für den Postwertzeichenverkauf über Automaten geeignet sind. Da es in der Vergangenheit technisch noch nicht möglich war, dort auch die letzte Marke einer Rolle zu verkaufen, hing man an das Rollenende (RE) 4 1/2 gezähnte Leerfelder in Markengröße an, wobei das halbe Leerfeld an der Rückseite der letzten Rollenmarke angeklebt wurde.
Hier ist der Hinweis nötig, daß die Zähnung von Rollenmarken aufgrund der derben Behandlung durch Automaten oder dem Schalterwertzeichengeber oft zu wünschen übrigläßt. Der Michel schreibt, sie seien trotzdem sammelwürdig. Ich meine, das muß man sich nicht antun, es gibt auch einwandfrei gezähnte.
Da die Leerfelder unterschiedliche Farben von grau über türkis bis grün aufwiesen, bei ein und demselben Wert auch mal 6 verschiedene Farben, sind sie Sammelobjekte der ganz besonderen Art. Sie werden 1 (Marke) + 4 (Leerfelder), als 5 + 4 ( eine rückseitige Nummer) oder 11 + 4 Marken (zwei rückseitige Nummern) gesammelt.
Der Fortschritt läßt grüßen: heute sind, um Rollen über Automaten bis zur letzten Marke zur verkaufen, Leerfelder nicht mehr nötig.
Es ist leicht zu erkennen, welch reiches Feld an Sammelmöglichkeiten, zumal wenn man Papier- und Fluoreszenzunterschiede, unterschiedliche oder auch fehlende Numerierung einbezieht, sich hier bietet - und jede Sammlung gewinnt ungemein, wenn solche Spezialitäten "eingestreut" sind.
Postfrisch unproblematisch, sind Rollenmarke in gestempelter Erhaltung nicht einfach.
Zum Thema "Ablösen von Rollenmarken" teilte uns ein Leser dieser Seiten sein Rezept mit: Um herauszubekommen, welche Marken nun rückseitige Nummern haben, halte ich sie gegen eine starke Lichtquelle (Taschenlampe... besser LED-Taschenlampe) und untersuche danach. Die Rückseiten der Brief- und Postkartenausschnitte mit Nummern behandle ich nun mit verdünntem Tapetenablöser. Das braucht ganz schön viel Zeit, aber nach 5 bis 7 Minuten, Postkartenmarken brauchen etwas länger, erziele ich wunderbare Ergebnisse - die Nummer ist nicht mehr auf dem Briefpapier, sondern auf der Marke.