Briefmarken-Handbuch
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Fotoattest
Es gibt kein wirtschaftlich interessantes Gebiet, in dem kriminell angehauchte Zeitgenossen sich nicht mit Manipulationen jeglicher Art tummeln.
Die Philatelie mit ihren manchmal wunderlich anmutenden Ansprüchen hat ganz besonders viele, überwiegend Klein- und Kleinstkriminelle (aber halt Kriminelle) auf den Plan gerufen. Da wird gefälscht, geschönt, auf Alt getrimmt, schöngeredet, kleingeredet, großgeredet, repariert und was weiß ich noch alles.
Da ist es mehr als positiv, daß es sehr erfahrene Briefmarkensammler gibt, die in der Lage sind, den überwiegenden Teil der Manipulationen zu erkennen und mit Prüfzeichen, Befunden oder Attesten zu kennzeichnen oder auch zu brandmarken..
Eine dieser Möglichkeiten ist das sogenannte "Fotoattest", das im Gegensatz zur "Normalprüfung" mit Prüfzeichen auf der Rückseite eines Prüfobjekts, die Prüfung extern dokumentiert.
In Urkundenart wird ein Objekt faktisch beschrieben, also z.B. mit Ausgabejahr, -anlaß, Anzahl der Marken und der oder den Michel-Nummer(n). Dann folgt eine qualitative Bewertung, also z.B. ob die Gummierung postfrische ist, Stempel echt und zeitgerecht sind, die Zähnung einwandfrei und vieles mehr.
Dann kann, muß aber nicht, das Objekt mit einem Prüfzeichen versehen werden.
Und zuguterletzt folgt dann die Abbildung, das Foto des Objekts, das diesem Attest seinen Namen gibt.
Für einige Sammler ist das Attest dadurch, daß die Rückseite einer Marke nicht mit einem Prüfstempel "verunziert" wird, die einzig akzeptable Möglichkeit.
Das wird jedoch schon dann in Frage gestellt, wenn ein Objekt von einem anderen nicht eindeutig unterscheidbar ist. Beispiel: ein postfrischer Berliner Block 1, der von einem anderen kaum unterscheidbar ist. Hier kann der Versuch, daß einem unbedarften Sammlern ein manipulierter Block mit z.B. "Neugummi" untergeschoben wird, kaum ausgeschlossen werden. Für den zurückbehaltenen echten Block bekommt der Betrüger jederzeit ein neues Attest, der Sammler mit dem manipulierten Block, der dem Attest vertraute, ist jedoch der Angeschmierte.
Ein weiterer Nachteil des (natürlich auch teureren) Fotoattests ist darin zu sehen, daß man als Sammler, so man sich auf Q1, also das Sammeln bester Qualitäten konzentriert, ein Riesensammelsurium an Attesten anhäuft, bei denen z.B. die Frage entsteht, ob man sie extern oder bei den Marken unterbringt.
Weiterhin entsteht die Frage, wie man z.B. einen UNGEPRÜFTEN Satz Berlin Mi.Nr. 1 bis 20 (schwarzer Aufdruck) in Einzelmarken zusammentragen kann, um ihn dann mit Fotoattest prüfen zu lassen? Da kann die Garantie gegeben werden, daß die Marken überwiegend nachgummiert sind oder einen falschen Aufdruck haben - und das ist dann nicht nur ein Kollateralschaden.
Ein Prüfzeichen (siehe dort), das fest mit der Marke verbunden ist, kann zwar auch "nachgemacht" sein, was aber mit einem geübten Auge schnell erkannt werden kann. Als Sammler kann ich jedoch schnell und eindeutig einmal die Echtheit einer Marke und zum Anderen, aufgrund der Stellung des Prüfzeichens, deren Qualität erkennen.
Da Prüfergebnisse immer nur eine begrenzte Gültigkeitsdauer haben, wird, um eine Marke auf Dauer nicht mit mehreren Prüfzeichen rückseitig "zuzustempeln", das Attest zur Rettung davor. Hat man z.B. den ebengenannten Satz Mi-Nr. 1 - 20, postfrisch oder gestempelt, komplett tiefst-, also bestgeprüft in Einzelmarken zusammengetragen, dann bietet sich das Fotoattest mit vorder- UND rückseitiger Abbildung buchstäblich an.