Briefmarken-Handbuch
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Randzudrucke
Briefmarkensammeln wird von der weit überwiegenden Mehrheit der Sammler nach wie vor als das Zusammentragen der durch die Post verausgabten bunten Briefmarken-Bildchen, die der Freimachung von Postsendungen dienen, interpretiert. Qualität in all ihren Ausfärbungen spielt dabei oft überhaupt keine Rolle und die Katalogpreise werden 1 : 1 umgesetzt.
So nach und nach, und irgendwann wird es auch der letzte Sammler erfahren, dringt durch, daß postfrische Einzelmarken, schlecht gestempelt, nicht einwandfreie Briefmarken und Machwerk (FDC, ETB und Konsorten) wertlos sind, er einem schon über 60 Jahre andauernden grandiosen Täuschungsmanöver aufgesessen ist.
Wenn man sich der Schuldfrage nähern möchte, dann nimmt die eigene Blauäugigkeit und mangelndes, gar fehlendes eigenes Denken einen überragenden Rang ein. Das könnte man, mit sehr viel Wohlwollen, noch mit Vertrauen in "Geschäftspartner" erklären, die sich im Nachhinein als nicht vertrauenswürdig herausstellten.
Berechtigterweise, was aber nur eine Teilschuld erklärt.
Der Briefmarkenlobby, an erster Stelle dem Verband, der an sich unsere Interessen vertreten sollte, muß man den gewaltigen Vorwurf machen, gesehen zu haben, was sich da entwickelt und uns Sammler nicht gewarnt zu haben - zum Zwecke eigener Vorteilsnahme.
Die übrigen Details werden an anderen Stellen besprochen, wobei eines jedoch enorme Auswirkungen auf die Gesamtqualität und damit auch auf das hier besprochene Stichwort hatte - und noch immer hat.
Briefmarken, weit überwiegend als Einzelmarken (EZM) wurden und werden im Allgemeinen auch aus Bögen herausgetrennt und von den Nutzern zur Freimachung von Postsendungen verwandt. Die Ränder dieser Bögen waren dabei Produkte der Arbeitsabläufe, Informationsträger und ansonsten Abfall.
Briefmarkesammler kauften diese Massenmarken am Schalter, überwiegend jedoch und seit 1955 Jahr für Jahr immer öfter in immer größeren Mengen, dann in Bogenteilen oder gar Bögen, über die Versandstellen für Postwertzeichen.
Diese Briefmarkeneinheiten, die oft Ränder aufwiesen, wurden von den Sammlern in Einzelmarken zertrennt und wanderten in Dublettenalben.
Der Sammlung hingegen gönnte man, was zur großen Mode wurde, aufwendige, teure, wie sich aber später, und viel zu spät, herausstellte, völlig ungeeignete, sogenannte Vordruckalben. Dort konnten nur EZM ohne oder mit umgeknickten Rändern aufbewahrt, was einen Riesenberg gleicher und wie sich dann herausstellte, wertloser Sammlungen generierte.
Für die, die sich schon immer für den Bogenrand interessierten und die, die den Reiz später erkannten oder auch heute erst zu sammeln beginnen, war und ist diese breit angelegte "Vernichtungskampagne" der Bogenränder, ohne jede Häme, eine absolut positive Sache, wurden doch die Stückzahlen dieser hochinteressanten, lange Zeit verkannten Sammelobjekte, dadurch stark reduziert.
Zwischenzeitlich erkennen immer mehr Briefmarkensammler, daß es, neben des Sammelns von bedarfsmäßig, zeitgerecht und möglichst zentrisch gestempelten Briefmarken und (portogerechten) Briefen, genau diese Bogenrand-Spezialitäten sind, die Briefmarkensammeln überhaupt erst sinnvoll machen, einer Sammlung einen Wert geben.
Diese Bogenrandzudrucke, die weltweit notwendige Begleitinformationen der Druck- und Verwaltungsvorgänge von Briefmarken sind, teilweise aber auch Beschreibungen der Briefmarken selbst, sind ungeheuer vielfältig und, das ist die einerseits negative, andererseits hocherfreuliche Nachricht, in nur sehr begrenzten Stückzahlen zur Verfügung stehen - ganz im Gegensatz zu postfrischen Einzelmarken, die, zwar völlig überteuert gehandelt, aufgrund ihrer Massenhaftigkeit wertlos sind und es auch bleiben.
Für Bund und Berlin gibt es ein hochinteressantes Buch von Günther Schwarz mit dem Titel "Auch der Bogenrand ist interessant" (siehe "Briefmarken-Literatur.de), in dem alle möglichen Zudrucke abgebildet sind und besprochen werden, d.h., man erfährt ausführlich von ihren druck- und verwaltungstechnischen Ursachen und Bedeutungen.
Weitere Broschüren vom gleichen Autor behandeln und bewerten (zumindest als Versuch, der sich allerdings an den wenig realistischen Bewertungen der Kataloge orientiert) die Formnummern und die Bogenzähler.
Druckerzeichen (Dz), Formnummern (FN), Hausauftragsnummer (HAN und Bogenzähler kennen zwischenzeitlich die meisten von uns. Aber, es gibt viel mehr. Ich denke da an "Berlin-Zudruck" in zwei Varianten, Steuerstriche, Anlagezeichen, Schneidemarkierungen, Farbrandstreifen, Filmanlagezeichen, Justierpunkte, Randleisten und vieles mehr.
Postfrisch schon in nur begrenzten Stückzahlen im Markt, werden diese Randbesonderheiten von normalen Postämtern gestempelt, zumal zentrisch, zu echten Schätzchen, teilweise Raritäten.
Diese Einheiten und Streifen sammeln zu wollen bedeutet, sich Gedanken um deren Unterbringung zusammen mit anderen Varianten der gleichen Marken machen zu müssen - wobei sich wieder einmal der Einsatz des universellen Steckalbums als optimale Lösung anbietet.