Briefmarken-Handbuch
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Preise
Die Briefmarkenlobby, die organisierte Philatelie, also der Handel, die Kataloge, die Zeitschriften und wer sonst noch so dazu gehört, versuchen dem Sammler immer wieder einzureden, daß er nicht wegen des Werts seiner Sammlung sammelt. Es ist ein raffinierter Weg, den Sammler davon abzubringen, Wertvolles, also Sammelwürdiges zu sammeln. So kann man Wertloses teuer verkaufen und, sollte der Sammler irgendwann dann dahinter kommen, ihm sagen: Du sammelst doch nicht wegen des Wertes Deiner Sammlung!
Ich frage aber, wieso sollte der Sammler glauben, bei einer Marke, die man für einen bestimmten Betrag kauft, sei der Preis unwichtig? Im Gegenteil sollte der Sammler erwarten dürfen, daß er bei einem Verkauf im Regelfall annähernd das wieder bekommt, was er seinerzeit eingesetzt hat - natürlich nicht bei Massenware, Ramsch und Machwerk. Letzteres war nur teuer, aber nie etwas wert.
Solange der Handel jedoch mit Verdienstspannen von bis zu 100 % (wertloses, das teuer verkauft wird), wird der Sammler natürlich nie das für seine Marken bekommen, was er mal bezahlt hat, nicht einmal die kleinste Entwicklungsmöglichkeit zu seinen Gunsten ist da zu sehen.
Seit Briefmarken gesammelt werden, sind der Spaß daran und eine mögliche positive Wertentwicklung die eigentlichen Triebfedern. Der Wert der Marken war aber auch immer ein Diskussions-, heute jedoch mehr und mehr ein Streitthema, zwischenzeitlich gar ein Ärgernis, eine Farce. Der Versuch, Preise zu "finden" ist an sich lobenswert, die in den Katalogen genannten sind jedoch nur ein Abbild dessen, was der Handel in seinem Verkauf erzielen möchte. Ein echter Marktwert spiegelt sich da nicht wider.
Und die Falschheit gipfelt darin, daß man dem Sammler vorwirft, sich mit den Katalogpreisen "Reichrechnen" zu wollen - und gleichzeitig genau diese Preise bei der hauseigenen Sammlersoftware hinterlegt. Hat man alle Positionen seiner Sammlung eingegeben, dann genügt ein Knopfdruck - und genau der Katalogwert, mit dem man sich nicht "Reichrechnen" soll, erscheint. Sprachloses Kopfschütteln.
Die Verhältnisse ändern sich nun langsam, der Sammler neigt zu eigenem, vor allem kritischem Denken und stellt fest, daß vieles nicht mehr stimmig ist. Da werden z.B. für Bund, Berlin und DDR über weit mehr als 20 Jahre viel zu hohe Preise aufgeführt, was zur Folge hatte, daß der Sammler meinte, "wertvolle" Briefmarken zu besitzen (was man ihm heute gar zum Vorwurf macht!) und der, der seine Sammlung vervollständigen wollte, viel zu hohe Preise bezahlte. Da fehlt Ehrlichkeit!
Jetzt nach 20 Jahren, werden diese Preise für Marken bis 1955 berichtigt, die Jahre danach wie gehabt. Wenn man weiß, wie die Preise entstehen, muß man leider sagen, daß das alles Stückwerk ist, mehr nicht. Jetzt muß der Sammler glauben, seine Briefmarken seien überhaupt nichts mehr wert, weil jede Differenzierung fehlt.
Aus Lobbygründen, warum auch sonst, sagt man ihm nicht, was sammelwürdig ist und was nicht. Da fehlt Ehrlichkeit!
Warum sagt man dem Sammler nicht, daß gestempelt nicht gleich gestempelt ist? Wie und wo er klar erkennen kann, daß nicht prüffähige Briefmarken wertlos sind? Ideal gestempelte aber wertvoll? Da fehlt Ehrlichkeit.
Warum verteufelt man "Machwerk" des Sammlers, und katalogisiert gleichzeitig Machwerk der Briefmarkenlobby, wie FDC, ETB, Erinnerungsblätter, gar Jahresgaben privater Vereine und anderes, und versteigert gleichzeitig massenweise auf Auktionen ganz offensichtlich auch von Sammlern "gemachte" Briefe zu hohen Preisen und was sonst noch? Da fehlt Ehrlichkeit.
Man kann im Moment also die Katalogpreise schlichtweg vergessen - und gerade sie sollten auf keinen Fall der Anlaß für den Kauf eines Katalogs sein. Sie können und wollen höchstens Richtschnur sein - stellen zwischenzeitlich jedoch auch das in Frage. Die laufenden, sicht- und verfolgbaren Auktionen im Internet, wie z.B. ebay, zeigen, was dem Sammler Briefmarken wert sind. Dort wird Massenware, Ramsch oder Schrott billigst oder gar nicht verkauft, gutes oder gar sehr gutes erreicht angemessene bis Spitzenpreise.
Und am besten ist es allemal, den Markt zu kennen, was wiederum für die Konzentration auf Weniges spricht - und um "sein" Gebiet kennen zu lernen, das muß man auch ganz klar sehen, gibt es nichts Wertvolleres, als die Spezial-Kataloge.
Toll wird es dann, wenn man sich selbst in der Lage fühlt, für ein gesuchtes Stück einen realistischen Preis - im Kleinen wie im Großen - zu finden, den man auch bezahlen möchte. Selbst überrascht kann man dann sein, daß so ein Preis auch mal weit über "Michel" liegt - und noch überraschender, daß auch solche Preise zu niedrig sein können.
So etwas steigert das Selbstbewußtsein und den Spaßfaktor beim Briefmarkensammeln und fördert konstruktive Kritik.